Gründer und Geschichte von STUDIA

Gründer von STUDIA

Johann Millendorfer _Portrait

Univ. Prof. Dr. techn. Johann Millendorfer (1921 – 2001)

Millendorfer lieferte wichtige Beiträge für die empirische Sozialforschung und die Prognose sozialer und ökonomischer Systeme. 1921 in Wien geboren, studierte er Physik und begann seine Karriere als Forschungsingenieur in der Industrie. Nach elf Jahren beruflicher Tätigkeit entschloss er sich zum Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Mit seinem technischen Wissen entwickelte er eine Methodik zur angewandten Systemanalyse der Gesellschaft. Er gründete die Studiengruppe für internationale Analysen – STUDIA, die fortan die Entwicklung von Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und Werten im internationalen Vergleich untersuchte. Schwerpunkte von Millendorfers Arbeit galten der Transformation nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sowie der Krise der Landwirtschaft etwa angesichts der Fortschritte der Agrartechnik. Millendorfer lehrte Systemanalyse an der Technischen Universität Graz und Politikwissenschaften an der Universität Wien.

Wichtige Arbeiten: Bedeutung von Bildung für die Effizienz und Wertschöpfung einer Volkswirtschaft (Universität Virginia/USA)
Publikationen: Prognosen für Österreich (1973), Konturen einer Wende – Strategien für die Zukunft (1978)

Geschichte

1969 Gründung der Studiengruppe für internationale Analysen (STUDIA)
in der Österreichischen Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe, Wien
Wichtige Arbeiten: Bildung als Produktionsfaktor, Makropsychologische Untersuchung der Familie in Europa, Kranke Riesen – Gesunde Zwerge? Kooperation, Konkurrenz und Arbeitsteilung zwischen Groß- und Kleinbetrieben
1982 Sitz der STUDIA in Laxenburg (Niederösterreich) als Außenstelle der Forschungsgesellschaft Joanneum, Graz. Zusammenarbeit mit dem Institut für Weltwirtschaft (Kiel), dem Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse IIASA (Laxenburg) und mit der wissenschaftlichen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich. Unterstützung durch Bundeskanzler Josef Klaus, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, den Generalsekretär der Industriellenvereinigung Herbert Krejci und Raiffeisenlandesbank-Generaldirektor Christian Konrad.
STUDIA befasst sich mit langfristigen Perspektiven der Entwicklung, insbesondere mit den Langen Wellen. Hemmfaktoren sind für die Abschwünge zuständig. Die sogenannten LILA-Prinzipien werden entwickelt. Der ländliche Raum hat für die Industriegesellschaft eine besondere Bedeutung. Wissenschaftliche Anerkennung erhält die STUDIA durch Donella Meadows (Club of Rome), John Richardson (The American University), Paul Neurath (Soziologie), Jan Tinbergen (Nobelpreisträger) und Gerhart Bruckmann (Statistiker).
Publikationen: Möglichkeiten und Grenzen der Marktwirtschaft in Entwicklungsländern (1983), Long Waves, Growth Retarding Factors and Paradigms of a New Upswing (1987) LINK
1992 Neugründung als eigenständiger Verein „Studienzentrum für internationale Analysen“ mit Sitz in Schlierbach (Oberösterreich) in der SPES Zukunftsakademie, die von Millendorfer gegründet wurde. Obmann ist Bezirkshauptmann Dr. Knut Spelitz, wissenschaftlicher Leiter Wolfgang Baaske. Den Start unterstützen das Land Oberösterreich, die Wirtschaftskammer Oberösterreich, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft und die Vereinigung Österreichischer Industrieller.
Wichtige Arbeiten: zu Regionalentwicklung, Landwirtschaft, Verwaltung und Wirtschaftspolitik
Publikationen: Externe Effekte der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern (1992), Strukturuntersuchung der Erzdiözese München und Freising (1997), Aufbruch zum Leben (2002)

2002 Wolfgang Baaske wird Obmann von STUDIA, Bettina Lancaster Vorstandsmitglied. STUDIA ist an der Schnittstelle von Forschung und Umsetzung tätig. Unser Sitz im ländlichen Raum bietet Anschauung zu vielen Themen: Land- und Forstwirtschaft, Energie und Nahversorgung, Industrie und Tourismus, Kommunen und Verwaltung, Bildung und Infrastruktur, Umwelt und Kultur. Was heißt Lebensqualität auf dem Lande? Wie wird sie erzielt? Wen braucht man für eine akzeptable Umsetzung? Was leisten Technologien und Institutionen? STUDIA ist internationaler geworden. 1998 nahmen wir an unserem ersten EU-Projekt teil: „Holistic integration of renewable energy“. Seither sind wir Partner in mehr als 20 europäischen (Forschungs-)Projekten, erfolgreicher Antragsteller und Koordinator. Wir arbeiten zusammen mit Unternehmen und Verbänden, staatlichen Einrichtungen, Kommunen und Regionen, Hochschulen und Bildungseinrichtungen. Wir unterstützen sie in der Entwicklung ihrer Strategien und Produkte der Zukunft.
Publikationen: Gendergerechte Planung einer Kleinbiogasanlage (2015), Sustainability appraisal of residential energy demand and supply – a life cycle approach including heating, electricity, embodied energy and mobility (2014), Verwaltungsreform mit größeren und leistungsfähigeren Gemeinden (2013), Sustainability Effects of the Austrian Programme for Rural Development 07/13 (2011), Robust variable selection with application to quality of life research (2010), Agriculture as a success factor for municipalities (2009), Evaluating local commitment for employment (2004), Biogas Powered Fuel Cells (2004) LINKs

2022 Stefan Kirchweger übernimmt die Wissenschaftliche Leitung von STUDIA, Wolfgang Baaske tritt seinen Ruhestand an, bleibt jedoch Obmann. Zusätzlich im Team sind Hannah Politor (seit 2019) und Katharina Klinglmayr (seit 2020).